„Bilder deiner Vergangenheit huschen hin und her wie fiepende Ratten, die nur darauf warten, ihre Zähne in deinen Körper zu schlagen.“
Alles um dich herum ist grau und du könntest heulen. Aber die befreienden Tränen wollen nicht kommen. Fühlst dich wertlos und überflüssig. Es ist zum Kotzen, dieses beschissene Gefühl. Beklemmender Stillstand. Kein Vor, kein Zurück. Klebrige, zähe Starre, die lähmt und dich schwer atmen lässt. Der Verstand meldet, dass du dich nicht so anstellen sollst. Dass alles ok ist und es dir doch eigentlich gut geht. Aber nichts ist gut, sagt das Gefühl. Gefühle, die deine Gedanken beherrschen, dann, wenn es dich wieder mal reißt.
Keine guten Gedanken. Destruktiv und hämmernd. Erinnerst dich nur an die negativen Dinge in deinem Leben. Nichts war gut und du hast alles falsch gemacht. Denkst, dass dich niemand mag, niemand wirklich liebt. Glaubst, in deiner Einsamkeit zu verrecken. Unbemerkt. Bist einfach nur nutzloses Fleisch, was darauf wartet in der Erde zu verfaulen. Bald oder irgendwann. Suhlst dich im unerträglichen Selbstmitleid, starrst an die Decke und siehst die verzerrten Fratzen, die dich verhöhnen und schallend auslachen. Tonlos und gemein. Bist ein wertloser Wicht und hast nichts von dem verdient, was du besitzt oder dir wünschst.
Nichts.
Die Stunden wollen einfach nicht vergehen. Wenn du in der Nummer drin bist und glaubst, schäbig und hässlich zu sein. Wie so oft. Versinkst in dem übelriechenden, modrigen Boden deines selbstgebauten Kerkers, errichtet aus den ewigen Selbstzweifeln. Kein Licht, kein Luftzug dringt zu dir. Du stinkst und bist so schmutzig wie der Dreck, in dem du glaubst zu verrotten. Bilder deiner Vergangenheit huschen hin und her wie fiepende Ratten, die nur darauf warten, ihre Zähne in deinen Körper zu schlagen. Siehst nicht, dass es nicht die Fratzen sind, die dich verhöhnen und auch nicht das Vergangene, dass dich aufzufressen droht.
Du bist es selbst. Du!
Du mit deiner verdammten Hoffnungslosigkeit und der gierigen Sehnsucht in dir. Bist nicht mal sicher, nach was oder wem du dich eigentlich sehnst. Willst nicht glauben, dass nichts mehr von dem wahr ist, nichts mehr von dem sein muß, was du dir da zurechtfühlst. Hast immer noch nicht begriffen, dass die jahrelangen Kriege mit dir und den schmerzenden Erinnerungen schon lange zu Ende, die Schatten der Vergangenheit längst verblasst sein könnten. Wenn du nur wolltest. Dein Verstand weiß das. Das Gefühlschaos in dir wagt es nicht, zu wissen, hat Angst und ist beherrscht von Unglaube und Misstrauen. Meißelst stattdessen weiter an den dicken undurchdringlichen Steinen deines Turmes, der sich Selbstschutz nennt und nichts anderes als Isolation bedeutet.
Emotionale Isolation, die du dir ausgesucht hast, weil du zu feige bist und nicht den Mut aufbringst, die Mauern endlich einzureißen. Dich von der Angst zu befreien. Angst, wieder verletzt zu werden. Erkennst nicht, dass dich niemand so verletzen kann, wie du es mit dir selbst tust. Du, indem du dich verschließt und verweigerst, vor dem Leben und deinen Gefühlen. Wenn du so weiter machst, haben sie gewonnen, die Dämonen vergangener Tage. Sie werden dich nicht loslassen, dich zerfressen, unaufhörlich und bis wirklich nichts mehr von dir übrig ist, wenn du dich nicht endlich davon befreist und loslässt. Fick die Vergangenheit, schrei ihre Geister aus dir heraus und fang an zu leben. Jetzt.
Schrei!
Jetzt.
Und solange du noch kannst…
