Das Nasszellentrauma
Das Nasszellentrauma

Das Nasszellentrauma

„Nix, aber auch gar nix ging mehr. Garnix!“

Es gibt Dinge im Leben, die müssen nicht sein. Und weil sie nicht sein müssen, passieren sie einem erst recht. Mir zum Beispiel. Vor noch gar nicht so allzu langer Zeit, es war noch früh in der Frühe, saß ich aufm Klo, pinkelte verpennt so garnix denkend vor mich hin – stand auf, drehte mich zackich herum um die Abziehtaste zu drücken und musste in jenem Augenblick niesen.

Dass ich nicht in jenem besagten Moment ohnmächtig vor Schmerz kopfüber in die Kloschüssel gekracht bin, ist ein Wunder für das ich ewig dankbar sein werde. Man stülle sich vor, ich wäre in der eigenen, heimischen Pinkelkeramik ersoffen. Das wäre sehr unschön gewesen und vom Anblick ganz zu schweigen. Naja, den Anblick den ich dennoch bot war auch nicht so schön anzublicken und der Nieser, welcher völlig überraschend kam, weckte mich nicht nur – nein, er schoss so rein druckmäßig geradewegs in meine Bandscheiben und legten alles lahm, was mir wichtig ist:

Mich.

Da stand ich nun, sagen wir, eher in sonderbarer und nicht ganz akkurater L-Form gekrümmt in meiner Nasszelle – den Kopf wimmernd auf dem Spülkasten liegend und den nackten Hintern gen Toilettenausgang der durch das Schlafzimmerfenster scheinenden Morgensonne entgegengestreckt – und jaulte bewegungslos vor mich hin. Auf der einen Seite meine hochrot heiße Birne, auf der anderen mein leuchtend weiß-kalter Arsch – und ich bedauernswerterweise fiepend dazwischen. Das war also mein Ende, dachte ich so bei mir, während ich mit jedem auch noch so kleinsten Versuch einer Bewegung versuchte, jenem Ende zu entkommen und dies mit jedem Mal kläglicher ob der stechenden Schmerzen scheiterte – so sehr, dass ich gar nix mehr tat, außer zu jammern. Aber das ganz vorsichtig, wegen der Bewegung und so.

Nix, aber auch gar nix ging mehr.

Nicht vor und zurück, nicht seitlich, weder rauf noch runter. Nix. Da kauerte ich also seltsam gekrümmt in dieser unschönen Lage auf meinem Klo und hielt mich inzwischen und so gut es ging mit meinen Armen am Spülkasten fest, in der Sorge, dass ob einem Schwächeanfall meine Beine wegknicken könnten und ich tatsächlich noch in die Schüssel knallte. Nicht, dass ich jetzt auch noch den Kasten aus der Wand reiße, dachte ich des Weiteren und betrachtete das Teil argwöhnisch und bittend, jenes bitte nicht zu tun. Meine schwachen, von Schmerzen vertonten Hilfekiekser hörte natürlich auch keine Sau. Ein kleiner Nachteil bei alten und vor allem dicken Altbaumauern. Ich weiß nicht, wie lange ich da so zwangsgeschossen verharrte, ich weiß nur, dass so ein Geschoss in den Rücken was ziemlich Gemeines ist und wohl nicht mal seinem ärgsten Feind gönnt. Obwohl, aber naja, das ist ein anderes Thema.

Um bei diesem zu bleiben möge hinzugefügt werden, dass sich meine blanken Arschbacken derweil ganz schön kalt bis eisig anfühlten und ich sah mich schon mit einer schweren Grippe dahinsiechend auf meinem letzten Lager liegen. Naja, dachte ich, ist eigentlich jetzt auch egal wo und wie du abkratzt. Ich war mir sicher, ich würde. So oder so. Lange konnte ich eh so nicht mehr verbleiben, lahm und schummrig wie meine eingeknickten Beine da unter mir vor sich hin und her wackelten. So gegen 9 muss ich aufgestanden und zum Klo getrottet sein. Mein Magen knurrte und signalisierte, dass es um die 12 sein musste. Schon knapp 3 Stunden und ja, gleich würde ich ersaufen. Bestimmt. Ich hoffte, dass ich jetzt entweder ganz schnell und erlösend den Löffel abgeben, oder wahlweise meine liebste Nachbarin nachhause kommen und mich aus dieser misslichen und sehr schmerzvollen Nummer mit all ihrer mir zugedachten nachbarschaftlichen Verbundenheit erretten würde.

Es kam wie es kam und sie kam von ihrem Job nach Hause

Jene, die sich freundschaftliche Nachbarin nennt und mich angeblich sehr mag und gut leiden kann, hatte mein Wimmern irgendwie gehört, rief nach mir und meinem Befinden und schloss geschwind die Wohnungstür auf, kam herein und fragte beim Anblick meines aus dem Klo rauslugenden Hinterns, ob denn schon Vollmond sei.

?!?

Um nun letztendlich eventuelle, sehr derbe Beschimpfungen hier und an dieser Stelle in Richtung jenes Menschen meinerseits diskret zu vermeiden und so gerne ich das jetzt allzu gerne keifend tun würde, sei abschließend gesagt, dass dieser Mensch namens Nachbarin es schaffte, mich langsam aus der Nasszelle auf mein Lager zu wuchten. Dies allerdings nicht ohne die völlig überflüssige und ebenso schmerzende Bemerkung, „…dass ich ja wohl irgendwie auch mal so an sich in der Breite meines Daseins schmaler gewesen sein musste“. Das würde also das letzte sein was ich hörte, bevor ich gen Jericho abwupperte?

Nachbarn, tsss.

Nun, nachdem der eiligst herbeigeeilte Hausarzt mich mit einer fetten Spritze einigermaßen von meinen fiesen Schmerzen erlöste, schlief ich schielend selig ein und dies nicht ohne den Gedanken, dass man solch eine bittere Qual nun wirklich nicht mal seinem ärgsten Feind in den Rücken wünscht.

Seiner liebsten Nachbarin da schon eher, haaarrrrrrrrrr…

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