„Eine feuchtspritzige Begegnung der anderen Art.“
Während unsereins zum größten Teil mit einer Keramikschüssel zufrieden ist, mögen es die Japaner und Innen schon wesentlich eleganter. Schon beim Betreten einer gut ausgerüsteten japanischen Toilette wird freundlichst säuselnd darum gebeten, in die für diesen Zweck bestimmten Klo-Puschen zu hüpfen. Hallo? Ich wollte nicht in irgendwelche Filzpantöffelchen hopsen, ich wollte pinkeln und das dringend Jesses, dies war nicht nur mal eben eine Nasszelle, nein, das war ein Palast und mittenmang der Thron mit allem schnieken Schnack-Schnick, den die Welt nicht braucht. Auch mein Hintern nicht.
Trotzdem, ich war seinerzeit irgendwie schwer beeindruckt.
Setzte mich also brav ehrfürchtig auf die Klobrille, über die beim Reinkommen ein Plastikbezug surrte und der knisternd mit meinem wolligen Knackhintern zu flirten schien, und dieser wiederum angesichts der unzähligen Düsen in der Schüssel ein wenig verkniffen wirkend offenbar schon ahnte, was auf ihn zugeschossen kommen würde. Rechts vom Toilettensitz befanden sich große Kontrollfelder. Mit Tasten und Anzeigefeldern für Zahlenwerte. Prima, ich liebe Technik. Wollte ich jetzt tüfteln oder pinkeln? Nun konnte der notdürftige Benutzer – also ich – die Toilette auf seine individuellen Bedürfnisse einstellen – sofern er die Zeichen und Beschreibungen auf dem Control-Panel verstand.
Ich konnte verstehen und überflog jetzt doch ein wenig interessiert das in Englisch verfasste Kontrolldingens, bis ich die Schalte für Düfte entdeckte. Aha, furzen im Lavendelhauch, das hat was, dachte ich und schnarrte eines ganzen Kerles würdig souverän ratternd in das Weiß der Auffangkeramik und klickte dazu naturverbunden die „Tannen“-Taste. Nun, ohne das jetzt näher beschnuppern zu wollen, war das keine prickelnde Duftkombination und von „betörend“ in etwa so weit entfernt wie mein Hintern von einer echten Tanne. Also von Düften verstehen die Japaner schon mal gar nix, dachte ich und studierte leicht duftkomatös weiter, was es noch so gab.
Da konnte man noch die Temperatur des Toilettensitzes, Temperatur- und Stärkeregelung des Wasserstrahls sowie Wärmegrad und Dauer der ebenso vorhandenen „Fönvorrichtung“ einstellen. Jetzt war ich aber mehr als ein wenig interessiert – weil, schön warm ist immer gut – und drückte flinkfingerig erwartungsvoll das ein oder andere Knöpfchen und besser gesagt: alle. Nun verhält es sich so, dass solche Toiletten eine Bidet-ähnliche Düseneinrichtung haben, die nach Justierung durch den Benutzer punktgenau das zu reinigende Körperteil des Selbigen durch einen Wasserstrahl reinigen soll.
Punktgenau ist was anderes oder anders gesagt, hätte ich mal vorher besser die Feinjustierung beachtet.
Erst riss mir der düsende Warmwasserstrahl auf brutal unangenehme Weise mittenmang den Arsch auf und als ich, neugierig wie ich auch in der Not nun mal bin, eine Backe zum Nachgucken hob um in die Schüssel zu linsen, traf mich selbiger zielgerecht ebenfalls in mein äußerst erstaunt dreinblickendes Gesicht.
Wie unschön, dachte ich, trocknete notdürftig mein Gesicht und drückte gleichzeitig zum „Finishing“ meines nassen Hinterns das Knöpfchen für die Warmluftdüsen, die laut Beschreibung ein kuschelig sanftes Trocknen versprachen. Was auch immer die Japaner und Innen unter „kuschelig sanft“ verstehen, ich hätte mir auch nen Fön auf höchster Heißstufe an Arsch und Bälle halten können, so heiß war das. Kreischend sprang ich auf und vermutete, dass ein roter Pavianarsch im Vergleich zu meinem gerade ziemlich abkacken würde.
Während ich da also ziemlich desolat demoliert mit heruntergelassener Buxe arschreibend stand, siegte dennoch meine Neugier und ich erfuhr des Weiteren, dass es neben den Reinigungsfunktionen noch so einige komfortable Varianten gibt, die eine Sitzsession zu einem unvergleichlichen Erlebnis machen können. Für Sensible zum Beispiel, die laute Darmgeräusche nicht für einen Ausdruck von strotzender Gesundheit halten und diese gerne übertönt wissen möchten, bietet die japanische Sanitärbranche die Geräuschfunktion „Rauschender Bach“ an. Auch hübsch. Weitere Extras sind automatische Lufterfrischer, Klodeckel, die sich beim Nähern des jeweiligen Hinterns automatisch hochklappen und last but not least ein höhenjustierbarer WC-Sitz für all Jene, die entweder in der Luft schwebende Füße oder eine Knie an Kopf Haltung beim Kacken irgendwie unbequem finden.
Nun, nachdem mir der Plastikbezug am Allerwertesten kleben geblieben war, jener, mein Gesicht und ich eine mehrstrahlige Gratisdusche bekommen haben und die Trockenvorrichtung mir fast die Nüsse verkokelt hatte – stufte ich diese Begegnung in der Tat als besonders unvergleichliches Erlebnis ein und verließ o-beinig wie dereinst Lucky Luke flugs den Toilettenpalast und dies nicht ohne von der hochtechnischen Kackschüssel im freundlichsten Sing-Sang verbschiedet und daran erinnert zu werden, baldigst wieder einzukehren. Nuja, von Freundlichkeit verstehen die Japaner allemal was, aber, gepinkelt hab ich beim nächsten Mal dann doch lieber im Lokal nebenan.
Auf bayrisch.
